Während eines halben Jahres ver-
schickt Sabine Troendle einen wö-
chentlichen Broadcast aus Texas:
Fotografien und Text via E-Mail so-
wie einen Link auf ihre Website, wo
der neuste Beitrag jeweils Montag-
morgen 8 Uhr Schweizer Zeit auf-
geschaltet ist. Erzählt werden Ge-
schichten aus Amerika, Texas. Es
sind die Beobachtungen einer Frem-
den, die sich der Wirkung des selbst-
verständlich gelebten texanischen
Alltags auf ihre schweizerisch ge-
Brachen, davon hat es immer weniger
in Zürich. Dabei, wenn man in einer
Brache steht, eröffnet sich eine ganz
andere (Gedanken-)Welt. Möglich-
keiten ergeben sich, die es sonst nicht
gibt. Der Sandhaufen, in den man als
Kind Tunnels gegraben oder Seen
ausgehoben hat, ist wieder da.
Die urbane Brache sieht überall auf der
Welt gleich aus und bezeichnet einen
Ort des Übergangs und der Transfor-
mation. Es ist kein Ort, doch auch kein
Interview mit der Fotografin Sabine
Frau Troendle, Sie kritisieren die Photo-
bastei, ein Hochhaus Mitten im Zürcher
Bankenviertel, in dem für ein halbes
Jahr auf sieben Stockwerken Fotografie
Es gibt schlicht nicht so viele gute Arbeiten,
um während so langer Zeit in diesem Tur-
nus die Bastei zu bespielen. Neunzig Prozent
der Arbeiten sind nicht ausstellungsreif. Die
Texas Reliable News sind vertrauens-
würdige Berichte über das Leben und
die Lage in Texas/USA. Sie sind ver-
trauenswürdig, weil sie niemandem
verpflichtet sind und keine dritten
Interessen verfolgen. Sie schlagen eine
persönliche Sichtweise auf das Leben
und eine Interpretation der Lage in
Texas vor und behaupten nicht die
Wahrheit. Dies in Zeiten, in denen
Nachrichtensender wie Fox News
öffentliche Omnipräsenz geniessen
und Staatsoberhäupter täglich wie-
Identity, as Francesco Remotti says in
his book L’ossessione identitaria (The
Identitarian obsession), is a dangerous
concept, the harbinger of adverse past
events but also a necessary principle
to give boundaries and meaning to a
world that is running and changing
Identity is absence of changing, poles
apart from the notion of alterity; it is
the will of remaining identical to one’s
own group of reference during the cen-
turies, but also innermost necessity,
“Die Welt rund um das Häuschen erschie-
nen vollkommen gut und schön. Ich ver-
liebte mich in das bildschöne Hauswesen
alsogleich über die Ohren und wäre von
Herzen gerne hineingegangen, um mich
einzunisten und einzumieten und für
immer im Zauberhäuschen und Kleinod
zu wohnen und mich wohl zu fühlen.”
Robert Walser, 1917, in «Der Spaziergang»
possible places of comfort vol. ll ist
die dritte Arbeit der Fotografin Sabine
Troendle, die sich mit dem Thema
Sehnsucht befasst. Wie die beiden
vorhergehenden Arbeiten (the cabin ...
Eine Frau in einem 50er-Jahre Kleid
trägt eine Papiertüte mit Einkäufen
zu ihrem kleinen Häuschen. Es ist
heiss, die Landschaft eben, wüsten-
ähnlich, das Häuschen steht einsam
da. Der Situation haftet etwas Surre-
ales an. Es ist, als ob die Zeit still stün-
de, die Figur in einer Welt zwischen
realem Alltag und Traum existierte.
Ich weiss nicht mehr, wann sich die-
ses Bild in meinem Hirn eingenistet
hatte. Ich vermute, dass es aus einem
Mix amerikanischer Filme und Foto-
grafien entspringt. Das Bild steht für
Freiheit, Weite und Unberührtheit ...
In Paradise Lost tritt Sabine Troendle
als Fotografin in den Hintergrund.
Auf grossformatigen Aufnahmen auf
Büttenpapier sind Ruinen – als Folgen
eines langjährigen Bürgerkrieges in Sri
Lanka – zu sehen. Wie stille Augenzeu-
gen, bekunden sie von einem ruinösen
Auf ihrer Reise fand die Künstlerin ein
verlorenes Paradies vor, in dem der
Krieg seine Narben hinterlassen hatte.
Die zerstörten Behausungen treten als
Essay über das Unspektakuläre.
Reisen, Ausflüge, Spaziergänge, Einkau-
fen, Aufräumen, Geburtstage – Es kommt
nicht darauf an, wo man ist und was ei-
nem geboten wird, das Abenteuer findet
sich überall. Man muss es nur erkennen.
Das Spezielle im Alltag – der Alltag im
Unter diesem Aspekt habe ich während
zwei Jahren mit einer vollautomatischen
Pocketkamera meine Aktivitäten doku-
mentiert und die Bilder zu einzelnen
“Ich mache Bilder von der Welt, wie ich sie
sehe, und ich sehe sie so, weil ich Bilder
Unter den Palmen von Miami sitzen,
Moskaus Architektur bestaunen, mit
dem kanadischen Französisch fertig
werden und Chinas Grosse Mauer mit
Blick in die Mongolei beschreiten. Früh-
mit Weisswurst und Brezel um ...